Das stille Verschwinden der Frauentoiletten

Ja, ihr seht richtig. Anlass unserer breit angelegte Toiletten Aktion und unseres  Protestschreibes war das Verschwinden der Frauentoiletten auf dem Viktualienmarkt. Dort wurde aus der Frauentoilette eine All Gender Toilette. Männer hatten freie Auswahl, Frauen hatten kein stilles Örtchen mehr.

Vor 140 Jahren wurde in Dresden die erste Frauentoilette in Deutschland errichtet, um Frauen die Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen, der Weg in Großbritannien war ein ähnlicher. 

Der Toilettengang ist für Frauen eine intime, vulnerable Situation, die entsprechenden Schutz erfordert. Auch Männer wünschen sich getrennte Toiletten. Unisextoiletten sind kein Fortschritt. Ihre Einführung bedeutet, dass etwas Selbstverständliches abgeschafft wird und die Bedürfnisse der meisten Frauen ignoriert werden.

Der öffentlichen Hand scheint es zu aufwendig zu sein, für alle drei Personenstände Toiletten einzurichten: männlich, weiblich, divers. Seit das Bundesverfassungsgericht den dritten Personenstand, divers, für intergeschlechtliche Menschen gefordert hat, wäre es korrekt, eine dritte Kategorie an Toiletten einzuführen, statt Frauen massiv zu benachteiligen, indem ihre Toiletten zu “All Gender” erklärt werden.

So sind „All Gender“ Toiletten  leider immer öfter anzutreffen. In ganz München wurden faktisch dringend benötigte Neubauten von Frauentoiletten gestrichen. Es werden nur noch Unisextoiletten geplant, die der Stadtrat “Toiletten für alle” nennt, mit der Begründung (siehe Stadtratsprotokoll), Männer seien im öffentlichen Raum benachteiligt, wenn ihnen keine Wickelvorrichtungen für Säuglinge zur Verfügung stünden.

Unserer Überzeugung nach sind Toiletten ausschließlich für Frauen unverhandelbar. Wir haben einen offenen Brief an Oberbürgermeister Reiter verfasst, der unbeantwortet blieb, die Zeitschrift Emma hat ihn veröffentlicht. München TV und die Abendzeitung haben ebenfalls auf unseren Brief reagiert. Auf X hat die SPD Fraktion des Rathauses ein klein wenig reagiert. 

Die entstehenden Probleme bei Unisex Toiletten sind vielfältig:

  • mangelnde Hygiene 
  • Verletzung des Schamgefühls
  • Kein Schutzraum bzw. Fluchtraum für Frauen in kritischen Situationen – die Neubauten der “Toiletten für alle” öffnen sich automatisch nach einem gewissen Zeitraum.
  • Die Bedürfnisse von Frauen werden durch die bestehende Versammlungsstättenverordnung schon jetzt weitgehend ignoriert (§ 12 VStättVO schreibt zum Beispiel vor, dass für 1.000 Frauen zwölf Toiletten ausreichend sind; jedoch sind für 1.000 Männer acht Toiletten und zwölf Urinale vorgeschrieben). Aufgrund körperlich-biologischer Gegebenheiten sind Frauen stärker auf eigene Toiletten angewiesen. Häufigkeit des Toilettengangs, Menstruation, Hygiene … Wenn Männer auch noch zusätzlich die Frauentoilette nutzen dürfen, werden Frauentoiletten abgeschafft. Unabhängig davon, wie viele Männer diese Toiletten tatsächlich nutzen.
  • Nun haben die Markthallen München, MHM, nach eigenen Angaben gemäß städtischer Empfehlung die Toilettensituation auf dem Viktualienmarkt aktualisiert. Zitat: ”Damit wird gewährleistet, dass alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts und geschlechtlichen Identität Toiletten diskriminierungsfrei und sicher zur Verfügung haben.” Es gibt auf den Türen nur noch Piktogramme statt Männer- und All Gender-Toiletten (siehe oben das Foto). Die Trennung nach Funktion: ein Raum mit Urinal und Toilettenschüssel und ein Raum mit Toilettenschüssel bedeutet de facto, dass keine Frau den Raum mit Urinal aufsucht. Männer jedoch schon den Raum mit Toilettenschüssel. Somit ändert es nichts an der verschlechterten Situation für Frauen. Siehe auch Berichterstattung von München TV: Frauen sind sichtlich verwirrt und trauen sich auf gar keine Toilette mehr.
  • Frauen müssen immer mit Männern auf der Toilette rechnen, und das hat starke Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl. Die soziale Kontrolle fällt weg.
  • Es gibt Erkenntnisse aus Ländern (z.B. England), die All Gender Toiletten seit einiger Zeit installiert haben, dass Frauen (besonders Mädchen in Schulen) nicht mehr auf die Toilette gehen und sich daher Blasenentzündungen häufen. Die Not der Mädchen ist sicherlich nachvollziehbar, dringend auf die Toilette gehen zu müssen und gleichzeitig Angst vor Übergriffen zu haben.
  • Unicef fordert Mädchentoiletten an Schulen, weil ansonsten Mädchen bis zu 5 Tage monatlich der Schule fernbleiben und somit massive Bildungsnachteile entstehen. Die UN nennt Mädchentoiletten eine entscheidende Bildungsvoraussetzung. Großbritannien baut gemischtgeschlechtliche Sanitäranlagen in öffentlichen Einrichtungen zurück, weil weibliche Angestellte sich weigern, diese zu nutzen. 2/3 aller sexuellen Übergriffe im öffentlichen Raum finden in Unisex-Einrichtungen statt.
  • Die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt einen deutlichen Anstieg der Zahl der Vergewaltigungen. Es ist in dieser Situation besonders fatal, wenn Stadträte, Landesregierungen und Bundesregierung mit der Abschaffung von Frauentoiletten signalisieren, dass Frauen kein Recht auf Intimsphäre und Schutz haben. Großbritannien hat den Umbau zu Unisextoiletten schon vor Jahren durchgeführt, daher gibt es bereits weitreichende Erkenntnisse, die gegen die Auflösung von Frauen-Toiletten und -Umkleiden sprechen:
    Neue Statistiken zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der gemeldeten sexuellen Übergriffe in öffentlichen Schwimmbädern in Großbritannien in Unisex Umkleidekabinen stattfindet. Die Daten, die die  Sunday Times durch eine Anfrage nach dem Freedom of Information Act erhalten hat, legen nahe, dass Unisex -Umkleideräume für Frauen und Mädchen gefährlicher sind als nach Geschlechtern getrennte Einrichtungen. Knapp 90 Prozent der Beschwerden bezüglich sexueller Übergriffe, Voyeurismus und Belästigung in Umkleideräumen betreffen Vorfälle in Unisex-Einrichtungen.

Sehr gut recherchierter Beitrag zur Situation der Frauentoiletten:  Manuela Schon, Raus aus dem Genderkäfig, S. 141 bis 147, 2023.